Es gibt unzählige Methoden, wie man Hunden Leinenführigkeit beibringt. Das Hauptproblem ist, dass dabei meist zu wenig Augenmerk auf den Hund gelegt wird und darauf, was er leisten kann. Denn der Hauptkiller für eine gute Leinenführigkeit ist Stress. Wenn Ihr mit einem sowieso schon gestressten Hund ständig Leinentraining macht, werdet Ihr außer noch mehr Frust und Stress nichts erreichen. Der Hund soll lernen, dass es schön ist, sich in Eurer Nähe aufzuhalten. Mit Leinenruck und permanentem Richtungswechsel zerstört Ihr diese Basis völlig unnötigerweise. Gerade junge Hunde tun sich schwer, als Letzte zu laufen und ordentlich an der Leine zu gehen. Das liegt an der Gehirnentwicklung im Junghundealter, die dazu führt, dass Reize stärker wahrgenommen werden, die Frustrationstoleranz extrem gering ist, Konzentration und „Nachdenken“ schwerer fallen und Gelerntes schwieriger abrufbar ist.
Leinenführigkeit: Wichtige Infos vorab
- Die Leine sichert Euren Hund und ist eine Verbindung zwischen Euch und dem Hund.
- Die Leine dient NICHT zur Korrektur! Bitte zerrt und zieht nicht an Eurem Hund und ruckt nicht an der Leine.
- Es ist dem Hund nicht „angeboren“, ordentlich an der Leine zu gehen. Die Leine ist außerdem eine extreme Bewegungseinschränkung! Das muss erst erlernt werden und ist gerade für junge Hunde eine Herausforderung.
- Oft ziehen Hunde, wenn sie sich lösen müssen, nach Hause möchten, gestresst sind, in den Schatten möchten, einem Artgenossen aus dem Weg gehen oder begrüßen möchten, an eine Schnupperstelle möchten. Ziehen an der Leine ist eine Information an uns über den Erregungszustand des Hundes!
Leinentraining: Das richtige Equipment
Geschirr
Ihr benötigt ein gut sitzendes Brustgeschirr. Für große Hunde eignet sich ein Geschirr, das vorne an der Brust eingehängt werden kann, damit man die Hunde halten und besser führen kann. Empfehlenswert sind Geschirre von AnnyX, Ruffwear oder Dog. Ein gutes Brustgeschirr ist leicht gepolstert und zwickt nirgends. Bei besonderen Staturen kann ein Brustgeschirr auch maßangefertigt werden.
Große, schwere Hunde könnt Ihr phasenweise am Bauchgurt führen, um einen besseren Stand zu haben. Auch ein Ruckdämpfer ist von Vorteil.
NICHT geeignet sind Norweger-Geschirre, die vorne quer über die Brust verlaufen. Sie schränken den Hund extrem ein im Schulterbereich und können zu Schäden am Bewegungsapparat vorne führen. Ebenfalls nicht geeignet sind Brustgeschirre, die unter den Achseln einschneiden oder so genannte „Anti-Pull“- oder Erziehungsgeschirre. Sie arbeiten mit Abschnüren und Schmerzerzeugung.
Leine
Am besten habt Ihr eine mindestens 3 Meter lange Leine (bitte keine Flexileinen!) Je nach Hund ist außerdem eine 7-20 Meter-Schleppleine für Wald und Wiesen geeignet. ACHTUNG: Schleppleinen immer nur am Geschirr, niemals am Halsband befestigen!
Leckerlis/ Futterbelohnungen
Zur Belohnung braucht Ihr gute, kleine Leckerlis, auf denen der Hund nicht lange rumkauen muss.
Trainingsziel und Trainingsaufbau
Trainingsziel
Lockere Leine bedeutet, dass kein nennenswerter Zug auf der Leine ist. Der Hund darf schnüffeln, stehenbleiben, Seite wechseln, er muss NICHT bei Fuß gehen!
Das Training
- Nehmt die Leine so, dass weder Ihr, noch der Hund darüber stolpert.
- Lasst die Leine immer auf einer Länge – nicht ums Handgelenk wickeln oder nachfassen! Wenn die Leine schleift, könnt Ihr sie mit der anderen Hand hochhalten, aber nicht wesentlich verkürzen!
- Ihr setzt Euch erst in Bewegung, wenn die Leine locker ist.
- Sprecht Euren Hund kurz an und lauft los.
- Immer, wenn der Hund gut an lockerer Leine läuft, lobt und belohnt Ihr Euren Hund. Platziert die Belohnung neben Euch oder werft sie leicht hinter Euch. In Eurem Leinenradius ist alles toll und aufregend!
Je mehr Ablenkung, desto schwieriger ist es für Euren Hund, nicht an der Leine zu ziehen und sich Eurem Tempo anzupassen. Auch Ihr seid nicht immer gleich gut gelaunt. Macht es Euren Hunden leicht! Ihr könnt anfangs im Wohnzimmer üben, im Garten, beim Spaziergang am besten in reizarmer Umgebung und eher gegen Ende des Spaziergangs oder zwischendrin, nicht gleich am Beginn. Empfehlenswert sind auch keine Rundgänge, sondern den gleichen Hin- und Rückweg zu wählen, so dass Ihr die Möglichkeit habt, lockere Leine auf dem Rückweg zu belohnen.
Für mehr Entspannung sorgen
Wenn ein Hund an der Leine zieht und zerrt und nicht ansprechbar ist, ist es immer ein Stressthema! Ein entspannter Hund zerrt seltenst an der Leine! Deshalb: Arbeitet erst einmal am Thema Entspannung mit Eurem Hund! Wenn der Hund bereits aus der Haustür stürmt, werdet Ihr erst einmal dort üben, gelassen das Haus zu verlassen.
Entspannung bringt Ihr in eine Situation durch:
- Gassirouten anpassen (reizarm, gleicher Hin- und Rückweg)
- Stehenbleiben
- Beruhigend sprechen
- Schauen / orientieren lassen
- Anfassen/Massieren, wenn Euer Hund darauf gut reagiert
- Leckerlisuche senkt den Puls und nimmt den Fokus von der Umwelt
- Unterwegs Pausen einbauen, sobald Euer Hund zu aufgeregt wird
- Konditionierte Entspannung