Klassische Konditionierung besagt, dass ein angeborenes, willentlich nicht steuerbares Verhalten (Reflex) durch Lernen an ein neues Verhalten gekoppelt werden kann. Das machen wir uns im Hundetraining ständig zunutze. Selbst Entspannung kann so konditioniert werden.
Wohlfühlhormon
Die konditionierte Entspannung, wie sie hier beschrieben wird, geht auf die Verhaltenstherapeutin Dr. Ute Blaschke-Berthold zurück. Bei der konditionierten Entspannung machen wir uns die
Ausschüttung des Wohlfühlhormons Oxytocin (unkonditionierte Reaktion) zunutze. Das wird ausgeschüttet, wenn der Hund beispielsweise durch Streicheleinheiten in entspanntem Zustand verwöhnt wird.
Diese Entspannung kann man nun regelmäßig und über einen längeren Zeitraum an ein Signalwort ("ruuuhig", "eeaaaasyyy", "entspaaaaannt", "relaaax") knüpfen. Nach der Konditionierungsphase kann
allein durch das Entspannungswort der Hund in Erregungssituationen beruhigt werden.
Entspannung konditionieren
- Entspannungswort wählen
- Über mehrere Wochen wird der Hund in entspannten, angenehmen Situationen an einer bestimmten Körperstelle gekrault oder gehalten und das Entspannungswort mehrmals gesagt. Wichtig: Es werden keine Leckerlis eingesetzt! Der Hund soll lediglich sein entspanntes Wohlgefühl mit dem Wort und der Berührung verknüpfen. Nach einigen Wiederholungen löst das Wortsignal bereits Entspannung im Hund aus.
- Im nächsten Schritt wird das Entspannungssignal in einer etwas belebteren Situation eingesetzt. Jetzt sollte man beim Hund bereits an seiner Körperhaltung und dem Erregungslevel eine Entspannung bemerken.
- Erst, wenn das gut klappt, wird das Signal in etwas stärkeren Erregungslagen eingesetzt.
Individuell aufbauen
Bei der konditionierten Entspannung sind auf die individuellen Bedürfnisse jedes Hundes zu achten. Manche Hunde können unter Berührung nicht so gut entspannen! Deshalb sollte man bei diesen
Hunden nur über das Wortsignal gehen, oder zusätzlich einen Geruch einbauen (etwa verdünntes Lavendel- oder Vanilleöl).
Aufladen nicht vergessen!
Wichtig: Das Entspannungswort muss immer wieder neu mit Entspannung „aufgeladen“ werden, damit der Hund es nicht irgendwann mit Erregung verknüpft! Also zwischendrin beim entspannten Kuscheln
immer wieder Entspannungswort und Berührung einsetzen.
Einsatz konditionierter Entspannung
Die Einsatzmöglichkeiten der konditionierten Entspannung sind vielfältig: Hundebegegnungen, Autofahren, Geräuschempfindlichkeit oder andere Situationen, die mit einer hohen Erregungslage einhergehen.
Ansprechbarer Hund
Mit Hilfe der konditionierten Entspannung kann man Erregung nicht verhindern, aber die Spitzen der Erregung absenken. Konditionierte Entspannung soll das Erregungslevel so weit senken, dass der
Hund wieder ansprechbar wird. Es kann weder unerwünschtes Verhalten beheben, noch dauerhaft zu Entspannung führen. Deshalb ist es wichtig, im Anschluss an eine Senkung des Erregungsniveaus ein
Alternativverhalten abzufragen. So wird dem Hund geholfen, sich zu beruhigen und sich auf den Besitzer zu fokussieren.