Eines der größten Rätsel beim Thema Rückruf für mich ist, weshalb so viele Hundehalter*innen keine Hundepfeife nutzen. Wird ein Hund richtig darauf konditioniert, mündet sie in einem bombenfesten Rückruf, der auch unter Ablenkung bestens sitzt. Vielleicht wissen viele einfach nicht, wie großartig man durch Klassische Konditionierung die Abrufbarkeit verbessern kann. Deshalb erkläre ich es hier noch einmal.
Was bringt eine Hundepfeife?
Naja, die Pfeife allein bringt gar nüscht. Sie muss schon richtig eingesetzt werden, damit der Rückruf mit Pfeife klappt. Dabei machen wir uns die Klassische Konditionierung zunutze. Hier wird ein neutrales Signal (Pfiff) mit einem Reiz (Futterbelohnung, Spielzeug, Mega-Belohnungen)
verknüpft, so dass der Hund nach vielen, vielen Wiederholungen ohne zu überlegen oder abzuwägen die konditionierte Reaktion (Herankommen) zeigt. Bei entsprechend kleinschrittigem Aufbau fungiert
die Pfeife später auch als Abbruchsignal, wenn der Abruf sehr schwierig ist.
Weitere Vorteile einer Hundepfeife sind: Sie ist auch über weite Strecken hörbar und ist ein neutrales Signal. Das heißt, sie vermittelt keine Emotion wie Ärger oder Ungeduld. Und: Sie kann ganz bequem parallel zum normalen Rückruf trainiert und eingeführt werden.
Welche Hundepfeife und welches Pfiffsignal soll man wählen?
- Bitte immer eine Pfeife mit auch für Menschen hörbaren Ton wählen, keine Hochfrequenzpfeife.
- Der Ton muss immer gleich sein, auch bei verschiedener Witterung; am besten schafft man gleich mehrere Pfeifen eines gängigen Modells an.
- Vorab überlegen, wie man pfeifen möchte: zum Beispiel Doppelton, Doppelton unterschiedlicher Länge oder langer Einzelton.
- Das Signal muss immer gleich bleiben!
- Maximal zweimal pfeifen, wenn der Hund dann nicht kommt, war es (noch) zu schwer und Ihr müsst weiter trainieren!
Jetzt geht's los!
- Ihr pfeift, wenn Euer Hund ohnehin gerade bei Euch steht.
- Ihr belohnt Euren Hund SOFORT, sobald er sich Euch zuwendet mit einer sehr guten Belohnung.
- ACHTUNG! Welche Belohnung Euer Hund als hochwertig erachtet, entscheidet Euer Hund! Wenn er gerade in Spiellaune ist, solltet Ihr eine Spielbelohnung wählen: Ball, Zergelspiel, Rennspiel, ein Leckerchen werfen, nicht aus der Hand geben ...
- Das Rückrufsignal übt Ihr mehrmals wöchentlich in zu Beginn möglichst reizarmer Umgebung und mit wechselnden, hochwertigen Belohnungen. Diese sollten Euren Hund wirklich überraschen, denn je größer die „Überwältigung“ und je passender die Belohnung für die jeweilige Motivationslage, desto bombenfester sitzt später Euer Rückruf.
- Übt an kurzer und langer Leine, im Freilauf nur, wenn Ihr sicher seid, dass Euer Hund aufmerksam ist oder wenn er sowieso gerade auf Euch zuläuft. Auch wenn der Rückruf oder die Pfeife gut funktionieren, müsst Ihr sie immer wieder auffrischen, wenn keine Ablenkung ist.
- Überlegt außerdem, ob ein Rückruf (z.B. weg von einer interessanten Schnüffelstelle) wirklich notwendig ist. Hier ist es oft sinnvoller, dann zu rufen, wenn der Hund gerade fertig geschnüffelt hat.
Wichtig
Regelmäßig üben, auch wenn das Signal zuverlässig sitzt. Geübt wird, wenn der Hund erwünschtes Verhalten zeigt, nicht, wenn er zu weit weg ist, jagt oder Jogger verfolgt!
Auch kann der Pfiff immer mal wieder bei der Fütterung zuhause aufgeladen werden.
Für Hunde, die sich durch Futter kaum oder gar nicht motivieren lassen, sollte die Pfeife von Beginn an mit anderen Belohnungen gekoppelt werden, etwa mit einem Zergelspiel oder einem Ballwurf. Man kann auch unterschiedliche Pfiffe (Arbeitspfiffe) nutzen und so dem Hund ankündigen, dass als Belohnung eine Arbeit folgt, die ihm Spaß macht (z.B. eine Verlorensuche, Flächensuche, Dummysuche, oder ein Apportierspiel).
Beitragsfoto Pudel: Steffi Atze ♥