Viele Kunden berichten mir, dass andere Trainer ihnen geraten haben, AUF GAR KEINEN FALL an der Leine Kontakt zu anderen Hunden zuzulassen.
Ja, Hunde sind an der Leine in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.
Ja, manche Hunde WOLLEN keinen Kontakt an der Leine.
Aber! Das generell zu unterbinden ist nicht hilfreich.
Warum? Das erkläre ich Euch hier.
- Man kann es sowieso nicht vermeiden, dass immer wieder Freiläufer oder Hunde an der Leine zu Eurem Hund kommen.
- In manchen Lebensphasen kann es notwendig sein, dass Euer Hund an der Leine geht (Hormonschub, Läufigkeit, Verletzung, mangelnder Rückruf, etc. pp.). Wenn er dann nie Hundekontakt haben darf, kann das sehr frustrierend sein und zu Verhaltensproblemen führen.
- Kunden mit so einer Aussage allein zu lassen, führt oft zu Frust oder Unsicherheit, es wird Hunden permanent ausgewichen oder die Straßenseite gewechselt. Kommt ein Freiläufer, wird oft unsouverän reagiert und versucht, den anderen Hund zu verscheuchen. Das ist eine extrem ungünstige Situation für alle Beteiligten und völlig überflüssig.
- Wie soll ein Hund lernen, dass es nicht schlimm ist, andere Hunde kurz an der Leine zu begrüßen, wenn man es nie übt?
Natürlich sollt Ihr nicht Euren Hund wahllos zu jedem anderen angeleinten Hund lassen. Aber wenn die Voraussetzungen passen, spricht überhaupt nichts dagegen. Ich übe mit den Welpen schon einen begleiteten Kontakt an der Leine, und ebenso, an anderen Hunden vorbeizugehen, OHNE Kontakt aufzunehmen.
Voraussetzungen für Kontakt an der Leine
- Höfliche Annäherung
- Kurze Absprache mit dem anderen Halter
- Schaut auf den anderen Hund: Hat er auch Interesse und ist freundlich (weicher Blick, weicher Körper, evtl. weiches Wedeln)
- Leine kurz aber locker halten mit dem Hund mitlaufen, damit sich die Leinen nicht verheddern
- nach dem Beschnüffeln aus dem Kontakt gehen OHNE an der Leine rumzuzerren - hier hilft ein gut aufgebautes Weiter-Signal
- Wenn Euer Hund in der Leine hängt und frontal in den anderen reinbaggert, arbeitet erst einmal an der höflichen Annäherung.
- Bleibt nicht ewig stehen und fangt das ratschen an. Das wird dann oftmals unangenehm für die Hunde, oder sie fangen an, rumzuhampeln oder Spielversuche zu unternehmen, und das ist an der Leine dann suboptimal.
- Wenn kein Kontakt möglich oder erwünscht ist, könnt Ihr Euren Hund in die Duftspur oder an die Pipimarkierung des anderen Hundes lassen. Das beugt Frust vor und ist dennoch eine Form der Kontaktaufnahme.
Rücksicht und Akzeptanz
Es wäre schön, wenn Menschen mit verspielten, kontaktfreudigen Junghunden Rücksicht nehmen auf Hunde, die das ziemlich nervig oder gruselig finden.
Und es wäre schön, wenn Menschen mit Hunden, die gegenüber Artgenossen ein Problem haben, akzeptieren, dass es auch andere gibt, die einfach gern Kontakt hätten, ohne sie gleich in den Boden zu stampfen.
In diesem Sinne: Peace Love und Flexi-Roll