Viele Hunde mögen sich nicht gern ihr Geschirr anziehen lassen. Mit gesenktem Kopf, hängender Rute und permanent beschwichtigend läuft der Hund vor einem davon. Wenn man ihn zu fassen bekommt, wird gezappelt und gewunden. Mancher Hund steht auch nur regungslos da, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, stoisch ertragend, was man ihm antut. Dabei will man dem Hund nur sein Geschirr für die Gassirunde anziehen! Aber diese fünf Minuten vor dem Spaziergang kommen vielen Hunden wohl so vor, als wären es die letzten.
Rumms, zack, zwick, fertig
Ich möchte einmal behaupten, dass weit über die Hälfte der Hunde sich nicht widerstandslos oder zumindest ungern das Geschirr anziehen lässt. Das zugrundeliegende Problem ist relativ simpel: Es ist unangenehm, und die meisten Hunde haben einfach nie ein adäquates Geschirrtraining erfahren. Von Anfang an wurde dem Hund das Ding verpasst, ohne ihn langsam und mit positiven Erfahrungen daran zu gewöhnen. Denn im Prinzip sollte man bereits beim Welpen das Anlegen und Tragen eines Geschirrs ähnlich wie beim Maulkorbtraining üben. In kleinen Schritten, mit Leckerlis und viel Lob. Stattdessen heißt es: "So. Ab heute trägst Du ein Geschirr!" Der Mensch beugt sich über den Hund, was er schon einmal nicht so dolle findet, weil Hunde das Überbeugen als Bedrohung ansehen. Dann kommt das Geschirr über den Kopf, noch so etwas Unangenehmes, und dann wird gezuppelt und gezurrt, vielleicht ein bisschen Fell mit eingezwickt, rumms, zack, fertig. Je mehr der Hund seine Ablehnung kundtut, desto ungeduldiger und ärgerlicher wird der Mensch. Wieder ein Grund mehr für den Hund, das Geschirr wirklich richtig blöde zu finden.
Zieh es doch selber an!
Ein Geschirrtraining ist eigentlich gar nicht schwer. Achten Sie einfach auf ein paar wichtige Regeln, dann wird das Anziehen nicht zum Spießrutenlauf.
1. Nicht über den Hund beugen. Gehen Sie lieber in die Hocke, seitlich gewandt zum Hund.
2. Machen Sie das Geschirr von Anfang an attraktiv. Legen Sie Leckerlis darauf, lassen Sie es den Hund beschnuppern.
3. Bringen Sie den Hund dazu, es selbst anzuziehen! Dazu halten Sie es möglichst in Bodenhöhe und locken ihn mit einem Leckerli durch die Kopföffnung.
4. Gehen Sie langsam und ruhig vor, warten Sie, bis der Hund ein paarmal selbstständig den Kopf durch die Öffnung gesteckt hat, ehe Sie das Geschirr schließen.
5. Üben Sie das mehrmals am Tag, auch wenn Sie nicht Gassi gehen.
6. Nehmen Sie sich Zeit! Wenn Sie in Eile sind, werden Sie ungeduldig und ärgerlich. Der Hund spürt das!
7. Bleiben Sie dran! Auch bei älteren Hunden lohnt es sich, das Anlegen noch einmal neu aufzubauen. Das Prozedere können Sie auch mit einem Clicker üben.
8. Bei Hunden, die es überhaupt nicht mögen, den Kopf durch etwas hindurchzustecken, können Sie auch ein Geschirr nehmen, in das der Hund hineinsteigt.
9. Das "Einsteigen" müssen Sie ebenfalls langsam und konsequent trainieren.
10. Kein Hund wird mit Geschirr geboren. Haben Sie Verständnis und Geduld. Mit konsequentem Training klappt das Anlegen ganz problemlos.