Ein Hund zieht ein.

Machen wir uns nichts vor: Sich einen Hund anzuschaffen, ist eine große Entscheidung, mit weitreichenden Folgen für die Dauer des hoffentlich langen Hundelebens. Arbeit, Freizeit, Wohnsituation, Urlaube: Alles, was Sie bisher so getrieben haben, müssen Sie jetzt (auch) aus der Perspektive eines Hundes betrachten. "Passt ein Hund zu mir?" ist deshalb die allererste Frage, die es zu beantworten gilt; noch vor "Welcher Hund passt zu mir?".

 

Passt ein Hund in mein Leben?

 

Schauen Sie sich Ihren Alltag einmal an. Wieviel freie Zeit haben Sie überhaupt für einen Hund? Hunde sind Rudeltiere. Sie brauchen zwingend Kontakt zu "Ihrem" Menschen, zu anderen Menschen und auch zu Artgenossen. Können und wollen Sie jeden Tag zwei bis drei Stunden aufbringen für Spaziergänge, artgemäße Beschäftigung, Fellpflege? Können Sie für die nächsten zehn bis 15 Jahre Zeit, Geduld und Geld aufbringen, um einem Hund ein artgemäßes Leben zu bieten? Als Hundebesitzer muss man auf manche Dinge verzichten sind Sie dazu bereit?

Auch die Frage, ob in der Wohnung oder dem Haus überhaupt ein Hund gehalten werden darf, muss im Vorfeld geklärt werden. In einer Stadt wie München ist es ohnehin nicht ganz einfach, eine passende Wohnung zu finden. Denken Sie daran, dass ein Hund dieses Problem noch einmal verschärfen kann.

Welcher Arbeit gehen Sie wieviele Stunden am Tag nach? Können Sie den Hund eventuell mitnehmen auf die Arbeit? Wenn nicht - wer passt dann auf den Hund auf? Können Sie einen Hundesitter oder eine Hundetagesstätte finanzieren? Ein Hund kostet Geld. Anschaffungskosten, Grundausstattung, Futter- und Impfungen und Tierarztkosten, evtl. Kastration, Betreuungskosten, Kurskosten oder Hundetrainer, Versicherung, Hundesteuer, Mehraufwand für Urlaube und Reisen: Allein im ersten Jahr muss man je nach Rasse, medizinischer Betreuung und Ausstattung zwischen 1.000 und 4.000 Euro rechnen.

 

Welcher Hund passt zu mir?

 

Wenn genügend Zeit und finanzielle Mittel vorhanden sind, gilt es, die Frage nach dem richtigen Hund zu beantworten. Hier passieren leider häufig die gravierendsten Fehler. Denn die Genetik eines Hundes bestimmt viele Verhaltensweisen entscheidend mit. Weimaraner sind wunderschöne Hunde, keine Frage. Aber es sind Jagdhunde mit einem ausgeprägten Territorialverhalten. Einem solchen Hund wird man weder das Jagen, noch das Beschützen der eigenen vier Wände (und des Autos, und der Picknickdecke und und und...) einfach "wegtrainieren" können.

Jack Russell Terrier sind fabelhafte Hunde! Als selbstbewusste, mutige und eigenständige Vertreter der Terrierfamilie entscheiden sie gerne selbst, was zu tun ist. Das ist perfekt für die mitunter gefährliche Jagd auf Fuchs und Co. aber wollen Sie Füchse jagen gehen?

Das Problem der genetischen Veranlagung betrifft nicht nur Rassehunde, sondern auch Mischlinge. Sie tragen das Erbe ihrer Vorfahren in sich und niemand weiß so genau, woraus dieses Erbe eigentlich besteht. Deshalb ist es so wichtig, den Hund mit Verstand und weniger nach dem äußeren Erscheinungsbild auszuwählen.

Ach ja, Erscheinungsbild. Es gibt viele Hunderassen, die aufgrund von verkürzten Nasen, platten Gesichtern, fehlendem Schwanz oder angezüchteten Haut- oder Fellmassen in ihren Ausdrucksmöglichkeiten gegenüber anderen Hunden und dem Menschen massiv eingeschränkt sind. Das ist nicht schön, denn dadurch entstehen viele Missverständnisse und unter Umständen auch unerwünschte Verhaltensweisen. Insbesondere bei Mops und Bulldoggen kommen durch die verkürzten Nasen häufig massive Atemprobleme hinzu. Gesundheit und Wohlbefinden sollten immer vor "Schönheit" gehen. Denken Sie bitte daran, wenn Sie sich für einen Hund entscheiden.

 

Züchter, Auslandshund, Tierheim?

 

Es gibt bei allen drei Herkünften Vor- und Nachteile. Es gibt genügend Hunde auf der Welt, die ein Zuhause suchen wieso sollte man zum Züchter gehen? Durchaus ein Argument. Auch, wenn es eine bestimmte Rasse sein soll, lohnt es sich, einmal bei den örtlichen Tierheimen nachzufragen. Bedenken Sie aber bitte, dass Hunde aus dem Tierheim oder aus dem Ausland manchmal ein Päckchen an Erfahrungen mitbringen, die unter Umständen einen gravierenden Einfluss auf ihr Verhalten haben.

Entscheiden Sie sich für einen Züchter, dann achten Sie bitte unbedingt auf die Seriösität des Anbieters. Eine Checkliste, wie man Welpenhändler oder Vermehrer von guten Züchtern unterscheidet, finden Sie hier. Auch Tierschutzorganisationen unterscheiden sich hinsichtlich der Professionalität ihrer Arbeit. Genaues Hinschauen und vorherige Recherchen lohnen sich.

 

Recht und Sicherheit

 

Sie müssen für einen Hund Hundesteuer entrichten. Dazu muss der Hund der Gemeinde gemeldet werden. Auch müssen Sie eine Haftpflichtversicherung abschließen, die für Schäden aufkommt, die der Hund verursachen könnte. Hier geht es nicht um kleine Unfälle wie eine zerrissene Hose. Erschreckt sich etwa ein Hund und läuft vor ein Auto, kann weitaus mehr passieren, als nur ein Blechschaden. Eine Haftpflichtversicherung ist daher unerlässlich.

 

Grundausstattung

 

Bevor ein Hund einzieht, sollte man über die notwendige Grundausstattung verfügen. Neben einem gut sitzenden Geschirr und einer Standardleine gehört dazu:

  • Schlafplatz: Kissen, Decke oder Box
  • Auto: Transportbox, Sperrgitter oder Anschnallvorrichtung
  • Ernährung: Wassernapf, Futternapf, Vorrat an Nass- und / oder Trockenfutter, geeignete Kauartikel, Leckerlis fürs Training
  • Pflege: Bürste, Zeckenzange, Equipment zur Zahnreinigung, Hundekotbeutel
  • Training: je nach Bedarf Schleppleine, Clicker, Pfeife, Target

Jetzt isser da

 

Wenn ein Hund einzieht, egal ob Welpe, Senior oder Auslandshund, muss er erst einmal ankommen. Der Verlust der bisherigen Umgebung, der Wurfgeschwister oder Vorbesitzer bedeutet für einen Hund eine traumatische Erfahrung. Überfordern Sie ihn nicht mit Besuchern, Trainingseinheiten oder überzogenen Erwartungen. In den ersten Tagen soll der Hund vor allen Dingen eines: Ankommen. Das heißt nicht, dass es keine Grenzen und Regeln gibt. Im Gegenteil: Zeigen sie dem Hund von Anfang an, was er darf, und was nicht. Sie wollen ihn nicht auf dem Sofa? Dann sollten sie es ihm konsequent nie gestatten.
Hunde verarbeiten Erfahrungen im Schlaf. Geben sie ihrem Hund Rückzugsmöglichkeiten und achten sie darauf, dass er zur Ruhe kommt und ausreichend schläft. Kurze, wenig aufregende Spaziergänge sind in den ersten Tagen angesagt. Der Hund kann so die nähere Umgebung langsam kennenlernen, ohne überfordert zu werden.

 

Bindung aufbauen

 

Beginnen Sie von Anfang an, eine gute Bindung zum Hund aufzubauen. Der Hund soll Vertrauen zu Ihnen aufbauen, von nun an sind Sie für seine Sicherheit und sein Wohlergehen verantwortlich. Achten Sie auf Ihre Körpersprache: Hunde "lesen" uns Menschen. Anstarren, frontales Zugehen und Überbeugen empfinden Hunde als Bedrohung. Der Hund muss wissen, was er darf und was nicht. Konsequenz, Geduld und Souveränität sind jetzt gefragt. Bei besonders schüchternen Hunden kann man insbesondere am Anfang aus der Hand füttern. Durch positive Verstärkung (Leckerlis, Streicheleinheiten, Lob, Spiezeug) können Sie ihn für erwünschte Verhaltensweisen belohnen. Stärken sie mit kleinen Übungen das Selbstvertrauen Ihres Hundes, belohnen Sie ihn für Blickkontakte und ruhiges Verhalten.

 

Unterstützung holen

 

Nach der ersten Eingewöhnung ist ein Besuch beim Tierarzt fällig für Impfungen, Entwurmen und Gesundheitscheck. Sie können Ihrem Hund bereits im Vorfeld durch Tierarzttraining die Angst vor dem Veterinär nehmen. Wenn Sie einen Welpen haben, besuchen Sie mit ihm eine gute (!) Welpenschule. Hier kann der Hund alles Wichtige im Umgang mit anderen Hunden (nicht nur Welpen!) lernen und positive (!) Erfahrungen sammeln. Wann immer Sie bei sich oder Ihrem Hund Überforderung bemerken, holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung. Ich berate Sie gern bei Fragen jeglicher Art und unterstütze Sie bei der Eingewöhnung Ihres Vierbeiners egal ob Welpe, Straßenhund oder Senior.  ♥

 

 

 Foto: © Isabel Boergen // Weltstadt mit Hund

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